Neustart im Tabbs mit Bonuskarte und Modernisierung der Technik
Nach dem Ende der Insolvenz soll das Bad in Bad Tabarz Stück für Stück saniert und attraktiver gemacht werden.
Im Gesundheits-, Sport- und Familienbad Tabbs zaubert nicht nur die Sonne ein Strahlen in die Gesichter der 45 Mitarbeiter. Sie freuen sich neben vielen anderen Menschen im Kneipp-Heilbad wohl am meisten darüber, dass die zweite Insolvenz der Tabbs Vital GmbH per Gerichtsbescheid seit einer Woche beendet ist (wir berichteten). Denn aus der Insolvenz zu sein heißt vor allem, dass die seit 2013 andauernde Phase der Ungewissheit vorüber ist. "Als ich diese Nachricht verkündet habe, sind bei einigen Mitarbeitern Freudentränen geflossen. Auch Stammgäste zeigten sich überglücklich", sagt Michael Müller. Er ist nun endlich auch handlungsfähig als Geschäftsführer der Tabbs Vital GmbH, die das Bad betreibt.
Dass dieser wichtige Schritt gelingen konnte, lag an einem Insolvenzplan. Martin Linsenbarth, Rechtsanwalt in der Kanzlei Reinhardt & Kollegen aus Erfurt, hat ihn mit erarbeitet. "Ein Insolvenzplan ist ein Sanierungsinstrument, wenn eine Lösung aus dem Unternehmen heraus die einzige Möglichkeit bleibt, weil ein Investor nicht in Sicht ist", erklärt er.
Funktionieren könne das allerdings nur, wenn die Gläubiger diesem Insolvenzplan zustimmen. Für die Tabbs Vital GmbH haben sie es im Februar dieses Jahres einstimmig getan. 96 Gläubiger verzichteten auf insgesamt 2,5 Millionen Euro. "Sie bekommen aber dennoch etwas und auf jeden Fall mehr, als wenn das Tabbs nicht überlebt hätte", so der Rechtsanwalt.
Mit der Entscheidung der Gläubigerversammlung sei klar gewesen, dass die Insolvenz beendet werden kann. Es habe jedoch noch drei Monate gedauert, ehe das Gericht diese Einigung zwischen Gläubigern und dem Tabbs nun bestätigt hat.
Dass der Neustart nicht leicht wird, weiß Tabbs-Chef Michael Müller wohl. "Es ist ein Investitionsstau von sechs Millionen Euro ermittelt worden. Den können wir auch nicht gleich, sondern nur nach und nach beheben." Weil das 20 Jahre alte Tabbs nur eine Zukunft haben kann, wenn es saniert wird, sei das Sanierungskonzept auch Teil des Insolvenzplanes.
Das meiste passiert für Besucher unsichtbar
Und es soll nach langem Stillstand bereits dieses Jahr losgehen mit den Investitionen. Das Leitungswassernetz und die Duschen werden 2017 noch erneuert. "Die meisten Dinge, die passieren müssen, sehen die Besucher gar nicht. Denn da geht es um die Technik des Bades im Keller", sagt der Geschäftsführer. Veraltetes muss raus und Neues rein, weil so – sagen die Planer – ein Drittel an Unterhaltskosten gespart werden könne. Das betrifft Leitungen, Pumpen, Filter, Lüftungsanlagen.
Etwa 100.000 Euro Ersparnis pro Jahr bei den Energiekosten bringe bereits die nach dem Umbau nun funktionierende Biostromerzeugungsanlage (Bisea). "Allein im Januar hatten wir 16?000 Euro weniger bei den Energiekosten als im Vorjahres-Januar", beziffert das Michael Müller. Damit der Neustart gelingen kann, engagiere sich auch die Gemeinde.
So wachse der jährliche Zuschuss an das Tabbs um zwei Drittel auf 300?000 Euro. Zudem übernehme die Gemeinde die Hoheit für die Sanierung. "Fördermittel für verschiedene Sanierungsvorhaben akquirieren wir aber gemeinsam", so der Tabbs-Geschäftsführer.
Er geht davon aus, dass auch das Personal – während der Insolvenz auf ein Mindestmaß reduziert – nach und nach wieder aufgestockt werden könne. Eine Neuerung sei bereits umgesetzt worden – eine Bonuskarte. "Nach zehn Besuchen im Tabbs gibt es fürs elfte Mal eine Tageskarte gratis", so Müller. Zudem werde überlegt, mit einem neuen Tagestarif für Fitnessstudio, Sauna und Bad die Vielseitigkeit des Tabbs herauszustellen. "Und wir versuchen, mit vielen Kleinigkeiten schon kleine Verbesserungen zu erreichen, auch indem wieder mehr Geld für die Reinigung ausgegeben werden kann." Für den Heilbad-Status ist das Tabbs mit dem Kurmittelhaus, zahlreichen Kuranwendungen und Kursen unverzichtbar für Bad Tabarz. Das wissen auch viele Stammgäste, die sich in Kürze treffen, um einen Freundeskreis zu bilden. Der will das Bad unterstützen – und sei es mit einem Frühjahrsputz.
Quelle: Thüringer Allgemeine (Claudia Klinger, 19.05.2017)