Schulküche Dörnfeld GmbH wird fortgeführt

Griesheim
05.11.2011

Ziemlich genau zwei Jahre nach dem Umzug nach Griesheim steht die Schulküche Dörnfeld vor der Insolvenz.

Quelle: Thüringer Allgemeinen, Lokalausgabe Arnstadt vom 05.11.2011

Ziemlich genau zwei Jahre nach dem Umzug nach Griesheim steht die Schulküche Dörnfeld vor der Insolvenz. Seit dem 24. Oktober ist Rechtsanwalt Volker Reinhardt aus Erfurt vorläufiger Verwalter. "Wir beabsichtigen, dem Gericht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zum 1. Dezember vorzuschlagen", sagte Reinhardt jetzt gegenüber TA. Er sieht "gute Chancen, dass die Schulküche Dörnfeld GmbH nicht vom Markt verschwindet. Ich bin durchaus optimistisch".

Griesheim. Vorausgegangen war ein Rettungsversuch der Gemeinde, die mit 90 Prozent Hauptgesellschafter ist. Noch im Juni war im Geschäftsbericht ein kleines Plus für 2011 in Aussicht gestellt worden. Im Juli informierte Geschäftsführer Michael Noth, dass die Zahlungsunfähigkeit drohe. Allzu überraschend, hört man aus dem Umfeld des Unternehmens, sei das nicht gekommen. Bereits seit etwa fünf Jahren seien Löhne mit Verspätung, teilweise bis zu drei Monaten, gezahlt worden. Die Einnahmen aus dem Verkauf der täglich bis zu 3300 Essenportionen wurden zum Großteil vorfristig für den Folgemonat eingezogen und halfen so immer wieder, die Erfolgsrechnung aufzupolieren.

Gemeinderat und Gemeindeverwaltung wurden kalt erwischt. Auch das Steuerbüro, das dem Bürgermeister gegenüber aussagte, vom Unternehmen nicht die realen Zahlen erhalten zu haben. "Nach knapp vier Wochen stellten wir fest, dass die Situation noch schlimmer ist als befürchtet, dass nicht nur Löhne ausstanden, sondern auch Lieferanten auf ihr Geld warteten", so Neuland. Zudem erfuhr man, dass im Unternehmen mit seinen 51 Beschäftigten, darunter viele Teilzeitkräfte, hunderte Überstunden pro Mitarbeiter aufgelaufen waren.

Mitte September wurde mit Uwe Hofmann ein neuer Geschäftsführer verpflichtet. Er hat Erfahrungen aus seiner Zeit in Bösleben, wo etwa 1600 Essenportionen pro Tag zu kochen waren. "Hier mit dem Doppelten zu arbeiten ist aber schon noch mal eine Herausforderung", so Hofmann. Ihm offenbarte sich bald ein kaufmännisches Chaos, fehlende Kalkulationen, zu hoher Materialeinsatz. Und das Festhalten an unwirtschaftlichen Engagements, wie zum Beispiel der Kantine für die Bosch-Werke 1 und 3 in Arnstadt, die für ein tägliches Minus sorgten. Hiervon wird man sich zum Jahresende trennen, für den Partyservice, der bisher "offensichtlich aus dem Bauch berechnet wurde", gibt es nun eine Preisliste.

"Wir müssen das Geschäft straffen, alle Bereiche überprüfen und dann neu durchstarten", sagt Uwe Hofmann. Die Mitarbeiter, die am Mittwochabend informiert wurden, ziehen mit. Sie werden die ausstehenden Löhne über das Insolvenzausfallgeld bekommen, ab Dezember dann ihr Geld ganz normal aus dem Geschäftsbetrieb.

Etwa 85 Prozent der Essen aus Dörnfeld werden an Schulen und Kindergärten geliefert. Die Gespräche von Volker Reinhardt mit den Lieferanten waren positiv, "alle begleiten uns trotz der Rückstände". Die Schulküche werde allen Verpflichtungen nachkommen, Eltern müssten sich also keine Sorgen um die Versorgung ihrer Kinder machen. Die Gemeinde hat noch einmal einen Massekredit zur Verfügung gestellt. "Das ist ein Fall, bei dem ich davon ausgehe, dass das Unternehmen auch weiterhin seinen Geschäften nachgehen wird", sagt der vorläufige Insolvenzverwalter. Die Verlängerung von ersten Verträgen für das kommende Jahr spricht dafür.


Thomas Becker / TA